In dieser Woche bin ich beruflich in München unterwegs und nutze die Gelegenheit etwas durch die Innenstadt zu flanieren. Über viele Schaufenster hier muss ich nachdenken. Ich schaue auf die Ladenbeschriftung und denke spontan an Filme wie „Ferien auf dem Immenhof“, „Die Serengeti darf nicht sterben“, „Das doppelte Lottchen …“ und irgendwie auch an Loriot.
Die Fassaden vieler Geschäfte erzählen von vergangenen Zeiten, die von Aufschwung und Konsum geprägt waren. Das liegt vor allem an einem Mann namens Karl Blaschke. Karl Blaschke war Schriftenmaler während der Wirtschaftswunderjahre und vor allem in München tätig. Sein Métier waren Schilder aller Art: Hinweisschilder, Verkehrsschilder und eben auch Ladenbeschriftungen.
Der Münchner Einzelhandel wollte nach den tristen Kriegs- und Nachkriegsjahren wieder glänzen und –ein schönes altmodisches Wort– Reklame machen. Wer etwas auf sich hielt, ließ sein Ladenschild in Blaschkes Werkstatt machen. Hier wurden die Buchstaben handgezeichnet und oft mit Blattgold verziert. Nichts für kleine Geldbeutel also.
Kommerzielle Schriftkunst vom Aussterben bedroht
Mit dieser Exklusivität stattete er die fast gesamte Maximilianstraße aus, auf der noch heute die teuersten Geschäfte zu finden sind. An weniger prominenten Stellen verschwinden seine Arbeiten allerdings langsam. Meistens, weil so schöne Geschäfte wie „Herrenausstatter Meier“ oder das Fachgeschäft für Trikotagen schließen müssen.
Nicht alle meine Bilder zeigen Blaschkes Arbeiten, sind aber typisch für diese Stadt oder stehen in seiner Tradition. Wenn Sie mal selber durch München spazieren, achten Sie bei den Ladenbeschriftungen auf den Zusatz »C. Blaschke & Sohn«. Wenn Sie etwas Nobles suchen, sind Sie in diesem Geschäft richtig.
Vielen Dank an dieser Stelle an den Letteringdesigner Robert Bree, der mir den entscheidenden Hinweis zu Karl Blaschke gegeben hat.
Hinterlasse einen Kommentar