“Kopf hoch, schreiten statt schlurfen und –ganz wichtig– mit festem, visionären Blick in die Ferne. So geht man über die Straße, wenn man man als erfolgreicher Unternehmer wahrgenommen werden will.” Ein Zitat aus einem Self-Marketing-Seminar. Man muss sich ja einige Dinge als Selbstständiger anhören lassen. Beim letzten Gang zum Supermarkt war der visionäre Blick wieder tonnenschwer am Boden verankert. Es gibt im Moment einfach zu viele Hundetretminen in unserer Nachbarschaft in die ich majestätisch schreiten könnte. Außerdem liegen da allerlei interessante Dinge rum, die es wert sind nicht kaputtgetrampelt zu werden. Wie zum Beispiel dieser Karton-Schnipsel.

Ich habe eine Schwäche für retroeske Muster und dieses hier sieht besonders schön nach heile Welt aus. Es ist gar nicht mal richtig gut, zu grob, zu unregelmäßig und gerade dadurch so herrlich naiv. Die folkloristische Anmutung hat natürlich einen Grund: Diese Muster mit blumigen Rankenrahmen entstanden Ende des 18. Jahrhunderts. An der Stelle, an der hier ein paar Pünktchen hingekleckst wurden, haben Kunsthandwerker früher Motive des Landlebens oder Tiere gestickt oder gemeißelt. Durch die medaillonhafte Form der einzelnen Motive, waren die Rahmen auch bei der Gestaltung von Tellerspiegeln sehr beliebt. Flohmarktgänger wissen, was ich meine.
Bis zum nächsten Schnipsel!
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